Stella und der weisse Wolf: Ein Stella Davenport-Krimi by Christopher Ross

Autor:Christopher Ross [Ross, Christopher]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-16T05:00:00+00:00

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Über Banff wölbte sich ein grauer Himmel, als Stella ihren Kombi in die Stadt lenkte. Der Kurort gehörte zu den beliebtesten Touristenzielen der Rocky Mountains und erinnerte sie an die sauberen Dörfer in Disneyworld. Während ihres bisher einzigen Besuchs bei ihrer Mutter in Florida war sie im Magic Kingdom gewesen. Auch Banff wirkte wie eine Kulisse, lockte mit kolossartigen Hotels, die wie mittelalterliche Burgen an den Berghängen klebten, und Restaurants und Boutiquen im alpinen Look, oder was die Erbauer dafür hielten. Die Bürgersteige wimmelten von Menschen in sportlicher Winterkleidung. Hinter der Stadt erhob sich majestätisch die Bergkette.

Obwohl die Hauptstraße geräumt war, kam sie nur im Schritttempo voran. Das Schneetreiben hatte etwas nachgelassen, und auch der Wind war nicht mehr so stark. Sie mochte den Ort nicht besonders, bisher war sie nur zweimal hier gewesen, einmal für den Clarion und das andere Mal mit Chuck, als er einen Welpen von einem befreundeten Züchter abgeholt hatte. Vor allem der übertriebene Kommerz schreckte sie ab, der im krassen Gegensatz zu der Abgeschiedenheit von Crimson Lake stand.

Sie checkte in einem preiswerten Motel außerhalb der Stadt ein, setzte sich in ihr düsteres Zimmer und ging im Schein der altmodischen Stehlampe ihre Notizen durch. Nichts Spektakuläres. Wenn sich der Clarion nicht an die Brust heften konnte, einen Zeugen für die Unschuld von George Summers und Karen Conolly gefunden zu haben, konnte sie nur noch eine Mordanklage gegen die beiden retten. Und die war ziemlich unwahrscheinlich. Nicht einmal die Polizei konnte glauben, dass sich ein Mörder so dumm anstellte. Nein, sie würde jemanden finden, der bezeugen konnte, dass Summers und Conolly zur Tatzeit in dem Restaurant oder dem Club gewesen waren. Und dann musste sie möglichst bald herausfinden, wer Conolly wirklich umgebracht hatte. Sie hatte bereits die Meldung vor Augen: »Stella Davenport, die erfolgreiche Reporterin des Rocky Mountain Clarion, löst den geheimnisvollen Mordfall von Crimson Lake!« Die Nachricht würde über alle Agenturen gehen und sogar in den USA im Fernsehen gesendet werden. Sie würde bei David Letterman oder Jay Leno zu Gast sein, und der Toronto Daily Star und die New York Times würden sich gegenseitig überbieten, um sie zu bekommen.

Ihr Handy klingelte. Sie erkannte Chucks Nummer auf dem Display und zögerte einen Augenblick, bevor sie den Annahmeknopf drückte. »He, Chuck! Hast du meine Nachricht bekommen?«

»Leider«, seufzte er, »und ich hatte mich gerade darauf gefreut, dass es vielleicht heute klappt. Wenn das so weitergeht, sehe ich dich nur noch an Weihnachten und Thanksgiving. Wo bist du?«

»Banff«, antwortete sie schuldbewusst. Sie stand auf. »Hör zu, Schatz! Ich weiß, dass du sauer bist. Aber ich kann wirklich nichts dafür, dass ich schon wieder auf Achse bin. Es geht um die beiden Verdächtigen in dem Mordfall, die Witwe und ihren Lover. Hab ich dir davon erzählt? Na, ist auch egal. Jedenfalls haben die beiden kein Alibi, und wenn ich beweisen kann, dass sie zur Tatzeit in Banff waren, krieg ich wieder die Titelseite und ...« Sie merkte, dass er nicht zuhörte, und unterdrückte ihren Ärger. »Ich muss hier sein, Chuck. Und vor heute Abend kann ich nicht in dem Club nachfragen, in dem sie gewesen sein wollen.

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